Ausstellungshommage an Alexander von Humboldt
Bericht über die Ausstellung
In Deutschland wird in diesem Jahr der 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt in verschiedensten Veranstaltungen gefeiert.
Das hat auch die vier Deutschen Auslandsschulen Buenos Aires veranlasst, ein gemeinsames Projekt an ihren Schulen zu gestalten. Die SchülerInnen der Deutschen Auslandsschulen Temperley, Pestalozzi, Ballester und Goethe setzten sich mit dem Leben und Forschen von Alexander von Humboldt auseinander. Das Ziel aller an den Schulen durchgeführten Einzelprojekte war es, eine gemeinsame interaktive Wanderausstellung zu erarbeiten, die an allen vier Schulen gezeigt werden soll und die BesucherInnen einlädt, Alexander von Humboldt in den verschiedensten Facetten seines Lebens wahrzunehmen – natürlich aus dem Fokus der SchülerInnen betrachtet und in deutscher Sprache.
Die Eröffnungsveranstaltung fand am 10.06.2019 in der Deutschen Schule Temperley statt. Dazu konnten wir Vertreter der Deutschen Botschaft in Argentinien, Vertreter der Deutschen Auslandsschulen und der Zentralstelle für Auslandsschulwesen in Buenos Aires begrüßen. Die Ausstellungseröffnung wurde von einer Journalistin des Argentinischen Tageblattes dokumentiert.
Im Mittelpunkt standen natürlich die SchülerInnen, die den Gästen ihre Projekte in deutscher Sprache erklärten und dazu aufforderten, die Aufgaben zu den einzelnen Stationen zu lösen. SchülerInnnen der Deutschen Schule Temperley gemeinsam mit SchülerInnen der DAS Goethe begeisterten die BesucherInnen aktiv die Ausstellung zu erleben. So wurden zum Beispiel Puzzle gelegt, Lückentexte gefüllt, die Reise Humboldts durch Lateinamerika gespielt, die Unterschiede des Forschens damals und heute erkundet, Pflanzen bestimmt und vieles mehr. Alle BesucherInnen waren mit viel Spaß dabei und zeigten Bewunderung für das gelungene Ausstellungsprojekt.
Eine Woche war die Ausstellung dann in unserer Schule und alle SchülerInnen der Sekundaria und die Gruppen 5A und 5B der Primaria konnten die Ausstellung erleben – spielend, erkundend, entdeckend. Innerhalb dieser Woche gab es auch einen Abend für die Eltern, so dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern das Erlebnis der Ausstellung genießen durften, hier übersetzten die SchülerInnen die deutschen Texte und Aufgabenstellungen ins Spanische –die Eltern waren begeistert und äußerten sich anerkennend über das Ausstellungskonzept.
Die SchülerInnen erwarben also nicht nur Wissen zum Leben und Forschen Alexander von Humboldts, sondern stellten ebenso erfolgreich ihre Deutschkenntnisse in einer lebensnahen Situation unter Beweis.
Dank der Zusammenarbeit der Deutschen Auslandschulen, aber auch Dank des großen Einsatzes der SchülerInnen und der sie begleitenden KollegInnen wurde die Ausstellung zu einem Erfolg.
„Schulübergreifende Humboldt-Ausstellung –
von SchülerInnen für SchülerInnen“
Ein gemeinsames Projekt aller vier Deutschen Auslandsschulen in Buenos Aires, Argentinien: Deutsche Schule Temperley, Instituto Ballester Deutsche Schule, Goethe-Schule und Pestalozzi-Schule.
1. Kooperativ, kreativ, handlungsorientiert: die Ausstellungskonzeption
Wie lässt sich das Wirken Alexander von Humboldts für SchülerInnen handlungsorientiert erlebbar machen? Wie kann die Vielfalt seines Wirkens angemessen dargestellt werden? Wie können die Kreativität und Motivation gestärkt werden?
Diese Fragen stellten sich vor dem nahenden Humboldt-Jahr die KoordinatorInnen des Deutschsprachigen Fachunterrichts (DFU) der vier Deutschen Auslandsschulen in Buenos Aires. Auch wenn sich bei vier Deutschen Auslandsschulen auf so engem Raum eine gesunde Konkurrenz zwischen den Institutionen nicht vermeiden lässt, wurde ganz gezielt für dieses Projekt eine enge Kooperation aller Schulen beschlossen, um diese Herausforderung erfolgreich zu meistern.
Als Ziel wurde die Durchführung einer gemeinsamen Ausstellung aller vier Schulen zum Leben und Wirken Humboldts definiert.
Ein wesentlicher Kernpunkt war, dass die Ausstellung einerseits von SchülerInnen vorbereitet und entwickelt wurde und sich andererseits auch explizit an SchülerInnen richtete und diese zur aktiven Auseinandersetzung mit dem facettenreichen Leben
Humboldts anregen sollte. Der Kreativität und dem Ideenreichtum bei der Gestaltung der Ausstellung wurde viel Raum gelassen.
Die Tatsache, dass die an unseren vier Schulen unterrichteten DFU-Fächer (insb. Biologie, Geschichte, Geografie, Wirtschaft, Chemie, Kunst und Interkulturelles Lernen*) die wesentlichen Bereiche des Wirkens Humboldts weitgehend abdecken, kam dem Erfolg des Projekts sehr zugute.
Die DFU-KollegInnen motivierten ihre Klassen dazu, sich an der Ausstellungsgestaltung aktiv zu beteiligen – im Idealfall, indem das Thema Humboldt mit einem im Lehrplan verankerten Unterrichtsinhalt verbunden wurde. Das Altersspektrum der jungen Humboldt-Experen reichte von den Sechsjährigen der Grundschule bis hin zu den Zwanzigjährigen des Berufsbildungszentrums (BBZ). Für jede Altersstufe sollte es angemessene Lern-Stationen geben. Die große Anzahl und die thematische Vielfalt der SchülerInnen-Beiträge belegten das Interesse und Engagement für das Thema Humboldt.
* Der an den an der Ausstellung beteiligten Schulen unterrichtete Fächerkanon an DFU-Fächern ist unterschiedlich.
2. Vielseitig, differenziert, multimedial: die Ausstellungsobjekte
Zwischen März und Juni 2019 wurden die Stationen von den SchülerInnen mit Unterstützung der Lehrkräfte gestaltet. Die einzige Vorgabe war, dass die Objekte transportabel sein und zur aktiven Auseinandersetzung mit Humboldt und seinem
Schaffen anregen sollten – eben von SchülerInnen für SchülerInnen. Außerdem sollte sich jede Projektgruppe ein bis zwei Fragen zur eigenen Ausstellungsstation überlegen, aus der ein Laufzettel für die gesamte Ausstellung erwuchs. So erfolgte der Besuch der Ausstellung nicht nur rein rezeptiv, sondern auch interaktiv. Die SchülerInnen konnten so die Inhalte der Ausstellung in den Unterricht mitnehmen und je nach Lernniveau daran weiterarbeiten. Außerdem konnten sich die KollegInnen hierdurch im Vorfeld ein Bild vom Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Stationen machen.
Insgesamt umfasste die Ausstellung 25 Mitmach- und Informationsstationen: Beispielsweise konnten sich die SchülerInnen anhand großer Informationsplakate über die Besteigung des Chimborazo informieren; ein Herbarium zeigte die Pflanzenentdeckungen Humboldts; an Laptops konnte ein Quiz hinsichtlich der Entdeckungen Humboldts gespielt werden; eine interaktive Forschungsreise wurde an weiteren PCs ermöglicht; eine Fotogeschichte mit Sprechblasen zeigte die Biografie
Humboldts, ebenso eine breite Zeitleiste; im Hintergrund bzw. an einigen Computern liefen filmisch aufbereitete Szenen aus dem Leben Humboldts. Eine Puzzle-Station mit Darstellungen Humboldts sowie eine Leseecke war vor allem für die SchülerInnen der unteren Klassen ansprechend; eine magnetische Lückentext-Karte forderte eher ältere SchülerInnen heraus; die Auszubildenden des BBZ entwickelten Plakate und Modelle zur Auswirkungen des Guano-Handels, von denen man über QR-Codes auf eigens gestalteten Webseiten weitergehende Informationen erhalten konnte – um nur einige Beispiele herauszugreifen. Ob mit Laufzettel oder nicht – die SchülerInnen konnten selbstständig und auf ganz unterschiedliche Art und Weise ihrem Lerntempo und Lernniveau entsprechend das Leben und Wirken Alexander von Humboldts kennenlernen und erfahren.
3. Schülerorientiert, flexibel, offen: die Ausstellungsdurchführung
Die Ausstellung wurde im Juni/Juli 2019 an allen vier Deutschen Auslandsschulen in Buenos Aires für je eine Woche präsentiert. Die Umsetzung wurde dabei individuell an die jeweiligen Gegebenheiten und Räumlichkeiten der Schule angepasst (s.u.).
Humboldt-Ausstellung an der Temperley-Schule (10.-14.6.2019)
Die Eröffnung der Ausstellung fand am Montag, den 10. Juni 2019 im Beisein des Kulturreferenten der Deutschen Botschaft, Herr Harald Herrmann, an der Temperley-Schule statt, von der auch die Initiative für die Ausstellung ausgegangen war.
Eine Woche lang konnten alle SchülerInnen der Sekundaria und Teile der Primaria die Ausstellung erleben – spielend, erkundend, entdeckend. An einem Abend konnten Eltern die Ausstellung gemeinsam mit ihren Kindern erleben; meist übersetzten die SchülerInnen die deutschen Texte und Aufgabenstellungen ins Spanische und stellten so erfolgreich ihre Deutschkenntnisse in einer lebensnahen Situation unter Beweis.
Humboldt-Ausstellung am Instituto Ballester (24.-28.6.2019)
Die Ausstellung wurde von den DFU-Lehrkräften gemeinsam aufgebaut, so konnten sie sich selbst ein Bild der gesamten Ausstellung machen und ihren Besuch mit den eigenen Klassen besser planen. Am Instituto Ballester stand die Ausstellung für die zwei Grundschulen, die Sekundaria sowie das BBZ zur Verfügung. An einem Vormittag war der Ausstellungsbesuch auch allen interessierten Eltern sowie den Mitgliedern des Schulvereins möglich. Insgesamt besuchte ein wesentlicher Teil der insgesamt 1.200 SchülerInnen aus Grund-/Sekundarstufe und BBZ die Ausstellung. Während sich die Primaria-LehrerInnen zumeist gezielt auf die an vorrangig für jüngere SchülerInnen geeigneten Stationen konzentrierten, kam in den höheren Klassen meist der Laufzettel zum Einsatz und die ganze Bandbreite der Angebote wurde genutzt.
Humboldt-Ausstellung an der Goethe-Schule (1.-5.7.2019)
Die Ausstellung, die in der Woche vor den Winterferien durch die ganze Schulgemeinschaft ausgiebig in Anspruch genommen wurde, wurde in der zentral gelegenen Schulaula präsentiert, so dass sich von der 1. Klasse der Primaria bis hin zur Oberstufe SchülerInnen jeden Alters ohne Zeitdruck und aktiv mit den Inhalten auseinandersetzen konnten. Auch die unterschiedlichen Sprachniveaus wurden differenziert durch verschiedene Stationen bedient. Der haptische Zugang vieler Stationen sorgte für eine hohe Aktivierung der SchülerInnen, auch die Computerstationen hatten einen hohen Motivationsfaktor. Die Rückmeldungen seitens der Lehrkräfte zeigten, dass mit viel Spaß und Begeisterung die Spuren von Alexander von Humboldt
verfolgt wurden. Die Kreativität der Stationen regte alle Beteiligten zu einer vertiefenden Behandlung im Unterricht an. Zusätzlich war es für die SchülerInnen sehr beeindruckend zu sehen, wie andere Schulen sich mit der gleichen Thematik in der deutschen Sprache beschäftigten, die somit auch als verbindendes Element unserer Zusammenarbeit der Deutschen Auslandsschulen in Buenos Aires wahrgenommen wurde.
Humboldt-Ausstellung an der Pestalozzi-Schule (15.-19.7.2019)
Der Abschluss der Wanderausstellung fand an der Pestalozzi Schule statt. Auch hier konnten SchülerInnen von Primar- und Oberschule eine Woche lang mit ihren Lerngruppen in die atemberaubende Vielfalt der Erlebnis- und Schaffenswelt Alexanders von Humboldt eintauchen, die auf ebenso vielfältige und kreative Art und Weise von SchülerInnen aufbereitet wurde. Und obwohl die einzelnen Ausstellungsstücke nach dem Abschluss wieder auf die einzelnen Schulen verteilt, wurden, so handelt es sich zweifellos für eine für alle beteiligten SchülerInnen und Lehrkräfte nachhaltig wirkende Erfahrung.
4. Erfahrungen und Ausblick
Trotz mancher Herausforderungen konnte das Projekt wie geplant und mit großem Erfolg durchgeführt werden. Die beeindruckende Kreativität und Schaffenskraft der SchülerInnen und der sie begleitenden Lehrkräfte bei der Entwicklung und Erstellung der einzelnen Objekte sowie die Begeisterung der SchülerInnen beim Besuch der Ausstellung sind dabei besonders hervorzuheben. Darüber hinaus erwies sich insbesondere die Form der engen Kooperation als äußerst gewinnbringend. Aufbauend auf diesen Erfahrungen sollen zukünftig weitere gemeinsame Projekte auch ganz bewusst im inhaltlich-schulischen Bereich angestrebt werden, die die schon lange bestehenden Berührungspunkte im sportlichen und kulturell-musischen Bereich komplementieren.
Ganz konkret soll ein mögliches Preisgeld genutzt werden, um gemeinsame Projekte im Bereich der Nachhaltigkeit und des Umweltbewusstseins durchzuführen – was inhaltlich durchaus in Kontinuität zur Humboldt-Ausstellung verstanden werden kann. Diese Projekte könnten stärker auf bestimmte Altersgruppen fokussieren und beispielsweise sich jährlich wiederholende, gemeinsame Lerneinheiten mit starkem Austausch zwischen den SchülerInnen der Schulen etablieren. Im Sinne des Service Learning könnten auch die Auszubildenden am BBZ relevante Inhalte – beispielsweise aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften – für jüngere SchülerInnen altersgemäß aufbereiten und gemeinsam mit diesen bearbeiten.
Die gelungene Ausstellung hat uns ganz im Sinne Humboldts dazu ermutigt, das Bildungsnetzwerk beständig zu erweitern und für alle Altersstufen erlebbar zu machen.