Schulentwicklung

Der hier zu betrachtende Heißluftballon soll die Funktionsweise der Schulentwicklung mit ihrer Vielzahl von Sektoren und Akteuren darstellen. Das Fundament des Systems – der Korb – ist die Gemeinschaft der Goethe-Schule: ihre Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und das nicht-lehrende Personal, die Schulleitungs- und die Vorstandsmitglieder. Diese Gemeinschaft kann sich auf ihre Reise begeben – die individuell und zugleich auch kollektiv ist – dank der Tatsache, dass es ein großes Arbeitsteam im Ballonnetz gibt, das sich aus diversen und eigenständigen Bereichen zusammensetzt, die zum Funktionieren und zur Entwicklung der Institution beitragen.

Jeder Bereich arbeitet auf bestimmte Ziele und Projekte hin, die die Zeit an der Goethe-Schule zu einer vielfältigen Erfahrung machen sollen, prägend nicht nur in akademischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf Werte und Erfahrungen. Auf diese Weise rückt nicht nur die Entwicklung des Unterrichts – wir kommen unten noch darauf zu sprechen -, sondern auch die des Personals, der Organisation und ihrer Ressourcen in den Fokus. 

Als Bindeglied zwischen den einzelnen Abteilungen der Schule und der Gemeinschaft dient die Kommunikation, die hier nicht nur als ein eigener Bereich verstanden wird, der für kommunikative oder informative Beiträge zuständig ist, sondern auch ein wesentliches Element zum Aufbau fruchtbarer und konstruktiver Beziehungen darstellt. 

Im Zentrum, das die Hitze der Brenner aufnimmt, steht der Unterricht: das sinnvolle Lernen. Die Schlüssel zu diesem Ziel sind die Methodik der Immersion, das Projekt DIA 2029 – das darauf abzielt, die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Schule mit einem Doppelabschluss verlassen, deutlich zu erhöhen -, Dokumentation als Lernprozess und flexible Pädagogik. Dies ist gleichsam die Flamme, die den Ballon vorantreibt, sein Treibstoff, seine Grundessenz:

So trägt dieses pädagogische Projekt den Ballon der Goethe-Schulgemeinschaft in die Zukunft; es balanciert, immer auch beeinflusst von den äußeren Umständen, seine Richtung aus, hält den Horizont im Blick und will stets ein wenig darüber hinaus schauen.

Die Goethe-Schule nimmt als eine der knapp 140 Deutschen Auslandsschulen (DAS) am Bewertungssystem ihres deutschen Partners teil, das von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) konzipiert und durchgeführt wird.

Seit dem Jahr 2003 unterstützt die ZfA unter Beteiligung der 16 Bundesländer den systematischen Aufbau eines entsprechenden Pädagogischen Qualitätsmanagements (PQM) an den Deutschen Schulen im Ausland. Im Jahr 2006 wurde der Qualitätsrahmen für Deutsche Schulen im Ausland veröffentlicht, der den Deutschen Auslandsschulen transparent vorgibt, worin die Qualitätserwartungen an sie seitens des deutschen Partners bestehen. Die Schulen verfügen damit über eine Orientierung, welche Ziele zu verfolgen, welche Maßnahmen zu treffen und welche Ergebnisse zu erzielen sind.

2006 wurde durch den Bund-Länder-Ausschuss für schulische Arbeit im Ausland (BLASchA) die Bund-Länder-Inspektion (BLI) für die Deutschen Schulen im Ausland eingeführt. Diese wird begleitet von einem System von Vorevaluationen (eine Selbstevaluation und eine Peer Review), die Unterstützung durch eine Prozessbegleitung, die Verpflichtung zur Erfüllung vertraglich vereinbarter Entwicklungsziele sowie eine Überprüfung durch die Schulaufsicht des Bundes drei Jahre nach einer Inspektion im Rahmen eines Bilanzbesuchs.

2019 wurde das System des Pädagogischen Qualitätsmanagements (PQM) nochmals erweitert. Da nachhaltiges pädagogisches Wirken bestimmte Rahmenbedingungen erfordert, die guten Unterricht erst ermöglichen (qualifizierte Lehrkräfte in ausreichender Zahl, ein klares Schulprofil, eine gepflegte Liegenschaft und hervorragende Infrastruktur, gut ausgestattete Schulen und ein professionelles Schul- und Verwaltungsmanagement), wurde ein ganzheitliches Qualitätsmanagementsystem für die Deutschen Schulen im Ausland (AQM)  entwickelt, das den Blick auf die wechselseitigen Zusammenhänge von Kernprozessen (Unterricht) und Supportprozessen (Verwaltungs- und Ressourcenmanagement) richtet. Die Schulleitung, die Verwaltungsleitung und der Schulvereinsvorstand als Schulträger stehen hier in ihrem Zusammenwirken im Fokus. 

Die Erweiterung umfasst nun die strategische und operative Ausrichtung der Deutschen Schulen im Ausland auf den Feldern des Personal-, Organisations- und Ressourcenmanagements als Ganzes und schließt das bereits etablierte PQM ein.

Das AQM-System stellt eine moderne Schulphilosophie dar, die durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist:

  • die Schule selbst wirkt in ihrem eigenen Interesse als Motor der Qualitätsentwicklung,
  • Schulvereinsvorstand, Schulleitung und Verwaltungsleitung sind im Sinne des Governance-Gedankens für das schulische Gelingen verantwortlich,
  • die Lehrkräfte, das nicht lehrende Personal, die Eltern sowie die Schülerinnen und Schüler nehmen an der Entwicklung teil und fördern die Qualität,
  • das Management des Qualitätsprozesses orientiert sich an konkreten und gemeinsamen Zielen,
  • die Arbeit wird von Schulteams erledigt,
  • der Qualitätsprozess wird von einem regelmäßigen Feedback unter den Beteiligten begleitet und
  • die Veränderungsprozesse basieren auf empirischen Daten, die durch interne und externe Bewertungen generiert werden.

Auslandsschulqualitätsmanagement (AQM)

Um ein herausragendes Niveau in akademischer Exzellenz und ganzheitlicher Bildung zu erreichen, müssen auch Personal-, Organisations- und Wirtschaftsstrukturen entwickelt werden, die regelmäßig im Rahmen des AQM evaluiert werden. Nur die deutschen Schulen, die aktiv und erfolgreich an diesem System teilnehmen, werden per Gesetz gefördert.

Orientierungsrahmen für Qualität 

Der Orientierungsrahmen für Qualität des Bundes und der Länder für deutsche Schulen im Ausland 

  • ermöglicht uns eine Orientierung, was unter einer guten Deutschen Schule im Ausland zu verstehen ist,
  • rückt die pädagogischen Prozesse als Kern des Qualitätsmanagements in den Mittelpunkt,
  • fokussiert auch auf Prozesse und deren Zusammenhänge auf der Ebene des Schulmanagements,
  • nimmt zudem aktuelle Schwerpunkthemen der Schulentwicklung explizit in den Blick, beispielsweise das „Lernen in der digitalen Welt“ oder Kultur der Inklusion,
  • regt an, welche Entwicklungsschwerpunkte vereinbart werden können,
  • ist die Basis für die Schulberatung, die diversen Evaluationen und die verpflichtenden Zielvereinbarungen und
  • bildet so die Richtlinie, unter der das Gütesiegel geförderter Deutscher Auslandsschulen vergeben wird.

Bundes-Länder-Inspektion (BLI)

Die BLI ist ein Überprüfungsprozess an Deutschen Auslandsschulen, der alle 6 Jahre stattfindet und innerhalb einer Woche von einem Team unabhängiger Inspektoren aus Deutschland durchgeführt wird. 

Die Goethe-Schule hat in den Jahren 2011 und 2017 die externe Prüfung der pädagogischen Qualität durch die „Bund-Länder-Inspektion“ (BLI) mit ausgezeichneten Ergebnissen bestanden. Daher haben wir 2011 das Gütesiegel „Exzellente Deutsche Auslandsschule“ erhalten, das im Jahr 2017 bestätigt wurde.  Die nächste BLI findet voraussichtlich (aus Pandemiegründen verspätet) im Jahr 2025 statt.

Peer Review

Das Peer-Review wird wie bisher in der Regel nach einer Selbstevaluation und vor einer BLI durchgeführt. Bei einem Peer-Review lädt eine Schule schulfremde Personen ein, damit diese entsprechend einem vorher selbst festgelegten Peer-Auftrag mit bestimmten Untersuchungsschwerpunkten („Evaluationsfoki“) eine konstruktiv-kritische Rückmeldung aus einer mit den Rahmenbedingungen vertrauten Außenperspektive erhält. Als Peers agieren in besonderen Schulungen ausgebildete Mitglieder von Schulleitungen, Steuergruppen, Verwaltungsleitungen und ggf. schulischen Gremien – i.d.R. aus der Region der Schule, die einen Besuch erhält.

Dieses Feedback unterstützt die kontinuierliche Qualitätsbewertung der Schule und belegt im Vorfeld einer BLI  den Stand in besonders wichtigen Arbeitsfeldern.

Bilanz-Besuch

In der Zeit zwischen den Bund-Länder-Inspektionen  überprüft der zuständige Aufsichtsbeamte der „Zentralstelle für das Auslandsschulwesen“ (ZfA) den Fortschritt der Qualitätsentwicklung an der Schule. Der letzte Bilanzbesuch fand im Mai 2022 statt und wurde mit Erfolg absolviert.

Selbstevaluationen

Wir sind auch verpflichtet, regelmäßig Selbstevaluationen vorzunehmen. Diese folgen, unterstützt durch die Prozessbegleitung, idealtypischer Weise  einem bewährten Kreislauf:

  • Entscheidung der Schule, eine Evaluation zu einem bestimmten Aspekt oder Themenbereich / Aufgabenfeld vorzunehmen;
  • Klärung und Festlegung der Evaluationskriterien und an welchen Indikatoren die Kriterien zu messen sind;
  • Durchführung der Evaluation, Festhalten der Ergebnisse und erster Interpretationshinweise in einem Bericht;
  • Diskussion und Auswertung des Berichtes im Rahmen einer Konferenz und
  • Umsetzung in Prioritäten für Projekte zur Weiterentwicklung der Schule.

Die  Selbstevaluationen dienen auch der Vorbereitung eines Peer Reviews. Die Schulen sind in der Wahl der Evaluationsfoki und der zu nutzenden Verfahren und Instrumente frei, werden aber durch ein weltweit einheitliches Angebot an Instrumenten von der ZfA unterstützt, mit denen u.a. die Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte erhoben werden kann und die durch IT-Unterstützung automatisch ausgewertet wird. 

Solche Erhebungen werden auch als Datenbasis im Rahmen des dritten Zyklus der Bund-Länder-Inspektion genutzt werden.

Förderziele

Auf der Grundlage der externen Evaluation und der jeweils aktuellen Schwerpunktthemen und weiteren Notwendigkeiten definiert die Goethe-Schule in Abstimmung mit der ZfA ein Programm von Förderzielen, um die Schulentwicklung voranzutreiben und insbesondere an den Entwicklungspotenzialen zu arbeiten. Das Arbeiten an diesen Förderzielen ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass die Goethe-Schule die vertraglich zugesicherten Fördergelder vom deutschen Staat erhält. 

Prozessbegleiter

Die Prozessbegleiter,  Experten im Management von Qualitätsprozessen, helfen den deutschen Auslandsschulen dabei, ihren eigenen Weg zur pädagogischen Qualität zu finden. Sie sind weder Leitungskräfte noch Inspektoren, sondern Begleiter (Coaches) der Schulen, die in einer Atmosphäre des Vertrauens mit ihnen zusammenarbeiten. Jeder Fortbildungsregion auf dem Globus (es gibt 16 solcher Regionen) ist eine Prozessbegleitung zugeteilt.

Eine zweite wichtige Aufgabe der Prozessbegleiter ist die Planung, Organisation und Durchführung regionaler Fortbildungen (ReFo), mit denen ebenfalls an Schulentwicklungsthemen gearbeitet wird. Diese richten sich in erster Linie an die vermittelten Lehrkräfte (ADLK und BPLK); aber auch deutschsprachigen Ortslehrkräften (OLK) werden immer wieder über das ReFo-Programm Fortbildungsmöglichkeiten eingeräumt.

Die Goethe-Schule ist sog. “ReFo-Zentrum”, in dem der Prozessbegleiter für die Region E (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) seinen Sitz hat und an dem i dafür vorgesehenen ReFo-Raum die Mehrzahl der regionalen Fortbildungen durchgeführt wird.

Im Jahr 2017 hat die Goethe-Schule einen umfassenden Strategieplan erstellt und mit dessen Umsetzung begonnen. Dieser Strategieplan 2017 – 2021 ist das Ergebnis eines weitgehenden und umfangreichen Prozesses und gilt als Leitfaden für das kontinuierliche Wachstum und die kontinuierliche Entwicklung der Schule. Die Ziele und Leistungskriterien betreffen den akademischen Bereich, den Lehrkörper, das extracurriculare und sportliche Angebot, die Finanzierung und die Infrastruktur. Somit spricht der Plan sämtliche Aspekte der Schule an und ist unser Wegweiser für die folgenden fünf Jahre.

Der Vorstand freut sich, den Strategieplan 2017-2021 mit unserer gesamten Gemeinschaft zu teilen.

Die Steuergruppe verknüpft die verschiedene Bereiche der Schule für eine partizipative Schulentwicklung. Zu diesem Zweck nimmt sie Vorschläge aus der Schulgemeinschaft auf, bewertet sie, erarbeitet gemeinsame Ziele und setzt die Prozesse und Strategien zu deren Erreichung in Gang.
 
Einerseits muss sie die Ziele berücksichtigen, die bei den Prüfungen der deutschen Behörden (Bilanzbesuch, Bund-Länder-Inspektion) vorgelegt werden müssen und die im Fördervertrag mit der ZfA (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) festgelegt sind. Auf der anderen Seite werden zusätzliche Ziele für die Entwicklung und Weiterentwicklung der Schule gesetzt. Die Vorschläge, die von der Steuergruppe erarbeitet werden, werden immer von der Gesamtkonferenz abgestimmt, der auch die  Evaluationen der Prozesse vorgelegt werden müssen.