Der österreichische Autor Karl Lubomirski im Gespräch mit dem Journalisten Rubén Vallejo und dem Dichter Osvaldo Rossi.

(Von Frank Forster)

An der Lyrik des österreichischen Altmeisters des Kurzgedichts Karl Lubomirski überrascht neben ihrer Nüchternheit und Schnörkellosigkeit der eigenwillige und sehr persönliche Blick auf die Welt. Eigenhändig vorgetragen, in diesem alpenländisch-bedächtigen und überaus sympathischen Sprachduktus des Dichters – wie am letzten Freitag im Musikauditorium der Goethe Schule zu erleben – offenbart sich zudem: Dieses Werk sucht nicht den ehrfurchtsvoll-passiven Rezipienten, der, geblendet von Esprit und sprachlicher Brillanz die inhaltliche Leere geflissentlich übersieht sondern den mitdenkenden, mitschaffenden Leser als „Bruder“ (Baudelaire). Im Gespräch mit Osvaldo Rossi findet Lubomirski für sein poetologisches Programm denn auch die griffige Formel: „Ich will Gedanken ausdrücken und nicht Sprachschönheiten“. 

Aber man lasse sich nicht täuschen: Hinter der schlichten, geradezu bescheidenen Fassade dieses Werkes verbirgt sich die ernste Sorge um eine Welt, der das „Sakrale“ abhanden kam – wodurch sich ihr zunehmend pessimistischer Grundton erklärt. „Ich glaube“, so der Dichter, „im Laufe des Lebens wird man immer einsamer, auch weil man merkt, wie wenig man selbst weiß und wie wenig echte Kommunikation zwischen Menschen zustande kommt. Gemeinsam denken kann man vielleicht im Fußball oder in der Politik, aber darüber hinaus, was bleibt uns da?“ 

Das tragische Moment in der Lyrik des 1939 im Tiroler Hall geborenen und seit über einem halben Jahrhundert in Italien lebenden Österreichers tritt bereits bei seiner Entstehung auf den Plan. Lubomirski spricht von einem geradezu zwanghaften Denken in Bildern, das ihn „manche Nacht“ nicht schlafen lässt, einfach weil „ein Bild da ist und darauf wartet in Worte gefasst und befreit zu werden.“ Dabei besteht der dichterische Prozess nicht in der Übertragung von einem Medium in das andere allein, die Sprache hat vielmehr das Mandat das Bild „nachzuschärfen“ und so im eigentlichen Sinne erst „sichtbar“ zu machen. 

Lubomirski ist Mitglied der Akademie Mediterráneo und der Humboldt Gesellschaft, sein umfangreiches, aus Reiseberichten, Erzählungen, Dramen und Lyrik bestehendes Schaffen wurde in zwanzig Sprachen übersetzt, in Japan trägt ein Haiku-Wettbewerb seinen Namen und der Abend im Musikauditorium der Goethe Schule wird vom österreichischen Botschafter Christoph Meran im Beisein von María Kodama eröffnet. Was wünscht man sich da noch zu schreiben? Die Antwort folgt auf den Fuß: „Ein Libretto oder ein Drama über Caravaggio. Eine tragische Figur und ein überaus dankbares Subjekt.“