Filmempfehlung von Tim O. Sander, Gesamtkoordinator für Deutsch – geeignet ab Jahrgangsstufe 4,EP

Fernsehfilm – Deutschland 2006

„Knusper, knusper, knäuschen,

wer knuspert an meinem Häuschen?“

„Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!“

Wer kennt es nicht, dieses berühmte Zitat aus dem Märchen der Brüder Grimm um zwei Geschwisterkinder, die von ihren Eltern im Wald ausgesetzt werden und in die Fänge einer bösen Hexe geraten?

Generationen von Kindern sind mit dieser Geschichte und zahlreichen Verfilmungen groß geworden und haben sich mit den kleinen Helden gegruselt.

Kann man diesem verstaubten

Märchen also etwas Neues

abgewinnen?

Die Antwort ist: “Ja, man kann”

Gedreht in nahezu unberührten Wäldern in Thüringen im Südosten Deutschlands, mit hervorragenden, aber bisher relativ unbekannten Schauspielern, ist dieser Film ein gutes Beispiel für moderne

deutsche Filme für Kinder und die ganze Familie. Die beiden kleinen Schauspieler, die Hänsel (Johann Storm) und Gretel (Nastassja Hahn) interpretieren, spielen außergewöhnlich gut, d.h. es ist keine übertriebene Theaterinszenierung, sondern die Kinder bleiben sie selbst und spielen sehr natürlich. Die Hexe (Sibylle Canonica) ist keine hässliche Alte, keine Horrorgestalt, sondern zunächst eine freundliche Frau, die am nächsten Tag, nachdem sie die Kinder in ihr Haus gelockt hat, böse wird.

Die Regisseurin Anne Wild lässt sich konsequent, ohne Modernisierung oder Verniedlichung, auf den Stoff des Märchens und dessen

besonderen, anti-psychologischen und anti-realistischen Erzählgestus ein. Ihr gelingt eine spannende, atmosphärisch dichte “German Ghost Story”, die paradigmatisch kindliche Ängste und deren Überwindung thematisiert.

2006 wurde diese Neuverfilmung beim Internationalen Filmfestival für Kinder und Jugendliche in Montevideo mit dem “Divercine Unicef Award” ausgezeichnet; 2007 gewann “Hänsel und Gretel” den “Prix Danube” beim

Internationalen Filmfestival in Bratislava.