Filmempfehlung von Tim O. Sander, Gesamtkoordinator für Deutsch
– geeignet ab Jahrgangsstufe 10
Fernsehfilm – Deutschland 2020
In diesem improvisierten Roadmovie steht Andy Brettschneider, ein Frankfurter Investmentbanker und Multimillionär, vor dem nächsten Karrieresprung und einer neuen privaten Entwicklung. Da erhalten sein Arbeitgeber und seine Mutter einen Brief mit einer schwerwiegenden Anschuldigung: Er wird anonym einer Vergewaltigung vor 30 Jahren beschuldigt.
Um den Vorwürfen auf den Grund zu gehen, begibt sich Andy auf eine Reise zurück in seine mecklenburgische Heimat, auf der Suche nach Erinnerungen an den Sommer 1990.
Vordergründig geht es um die Frage, was auf einer Party nach dem Finale der Fußball-WM 1990 geschah. Im Kern erzählt der Film von den Brüchen im Leben der jungen Generation, die noch in der DDR aufwuchs und sich als Erwachsene im wiedervereinigten, kapitalistischen Deutschland zurechtfinden musste.
Der sensible, teils auch sehr emotionale Film, der eine Reise zu den Wurzeln eines Wende-Gewinners schildert, wurde dieses Jahr mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Auszug aus der Begründung der Jury: “(…)Dieses Spiel bietet einerseits ein facettenreiches Panorama deutscher Befindlichkeit und andererseits eine unfertige Improvisation, bei der die Handlung sehr reizvoll flattert… Beeindruckend beschreiben die zwischen Improvisation und klugem Drehbuch geführten Dialoge sehr aktuell etwas über die Spaltung der Gesellschaft innerhalb einer Generation… ein Land unter der Corona-Pandemie, nicht zum Thema erklärt, sondern im Spiel bearbeitet. Von einer unbeholfenen Umarmung, der vergessenen Maske bis zum privaten Corona-Hilfesscheck finden sich viele weitere Momente des neuen Alltags (…).”